Bericht über einen wunderschönen Segeltörn im September 2025
Fünf Tage lang werden wir gemeinsam an Bord des wunderschönen, traditionellen Segelschiffs sein. Gemeinsam segeln wir in dieser Woche eine Runde über das, was einst die alte Zuiderzee war, heute jedoch das IJsselmeer heißt. Vor fast 100 Jahren begann man mit dem Bau des Abschlussdeichs. Nach seiner Fertigstellung verwandelte sich die unberechenbare Zuiderzee allmählich in einen Süßwassersee.
Die Zuiderzee gab und die Zuiderzee nahm. Das haben auch all die kleinen Städte am Rand des Meeres über Jahrhunderte hinweg erfahren. Überschwemmungen, Stürme, bei denen Land und manchmal sogar Teile der Stadt weggespült wurden, neue Sandbänke, die es der Schifffahrt unmöglich machten, den Hafen zu erreichen – all das gehörte zum Leben dort. Doch seit dem Bau des Abschlussdeichs wurde vieles einfacher. Die jahrhundertealten Hafenstädtchen fanden Ruhe. Für uns sind sie heute, eines nach dem anderen, wunderschöne und sehenswerte Orte, in denen man die Geschichte der Seehäfen, der Fischerei und des Handels noch immer sehen und spüren kann.
Wir segeln an diesem Wochentörn auf einem alten Frachtschiff. Einst wurde es gebaut, um unter Segeln – oft noch ganz ohne Motor – Fracht zu transportieren (die Lastwagen von damals). Heute segelt dieses Schiff schon seit Jahrzehnten mit Gruppen von Menschen über das Wasser. Es fährt von Städtchen zu Städtchen und bietet im einst leeren Laderaum nun eine komfortable, rustikale und doch moderne Unterkunft.
Montag Leinen los
Der Wind ist uns wohlgesonnen – ein südwestlicher Wind, Stärke drei bis vier. Besser könnte es am ersten Tag kaum sein. Nach dem Frühstück erklärt uns die Besatzung ganz genau, was wir tun werden, was wir tun müssen, aber auch, was wir besser lassen sollten. Gemeinsam mit dem Matrosen setzen wir die für uns gewaltig wirkenden Segel. Wir winken Enkhuizen zum Abschied – unserem Ausgangshafen, in den wir nach fünf Tagen auf dem Wasser wieder zurückkehren werden. Hoffentlich mit vielen Segelerfahrungen, neuen Erlebnissen, Wissen über die Städte und echten Seebeinen.
Beim Hissen der Segel frage ich mich: „Wie haben die Seeleute früher das wohl auf diesen Schiffen gemacht? Sie waren nur zu dritt oder zu viert an Bord und setzten ebenfalls diese schweren Segel …“ Für uns ist es nicht allzu anstrengend, denn wir sind viele – und viele Hände machen die Arbeit leicht.
Auf Kurs nach Urk
Nach gut einer Stunde Segeln kommt unser Ziel für das Mittagessen in Sicht: Urk. Die ehemalige Insel liegt heute am Rand des Noordoostpolders. Bis 1939 war Urk tatsächlich eine Insel – und das kann man deutlich erkennen. Je näher wir kommen, desto mehr fällt das ins Auge. Urk erhebt sich als kleine Anhöhe in dem sonst so geraden und gleichmäßigen Deich der Polderlandschaft, mit ihrem markanten weißen Leuchtturm mit roter Kappe mitten darauf. Dieser charakteristische Leuchtturm strahlt noch heute jede Nacht mit seinem hellen Licht über Urk und das IJsselmeer.
Gemeinsam bergen wir die Segel und fahren in den Hafen von Urk ein. In dem großen Fischereihafen liegt nur noch ein einziges aktives Fischerboot. Die meisten Schiffe, die hier vor Anker liegen, sind historische Boote, die nicht mehr für den professionellen Fischfang genutzt werden. Urk ist bekannt für seine Fischerei, doch die heutigen Fischereischiffe sind so groß und modern, dass sie nur noch auf offener See fischen und daher in den großen Seehäfen an der Nordseeküste bleiben.
Die Fischerei von einst ist jedoch noch gut zu erkennen – an den alten Fischerhäuschen und den vielen kleinen Fischrestaurants am Hafen. Eine lebendige, gemütliche Atmosphäre herrscht dort: alte Häuschen mit orangefarbenen Dächern schmiegen sich rund um den Hafen. Und natürlich essen wir hier einen frischen Fisch – das dürfen wir uns nicht entgehen lassen.


Nach Lemmer entlang der Windräder
Nach dem Mittagessen verlassen wir den Hafen und setzen erneut die Segel. Wir segeln in Richtung Lemmer, entlang einer endlosen Reihe von Windrädern. Diese mächtigen Mühlen drehen unermüdlich ihre Flügel und liefern vielen Menschen grüne Energie. Wirklich schön ist der Anblick vielleicht nicht, aber er ist äußerst beeindruckend – der lange, gerade Deich mit diesen gewaltigen Windrädern.
Wir haben Freude am Segeln, genießen das plätschernde Wasser und die wunderschönen holländischen Wolkenhimmel. Der Deich und die Windräder ziehen an uns vorbei, und schon bald erreichen wir die Rotterdammerhoek – die Einfahrt in die Bucht von Lemmer. Der Skipper erzählt uns, dass dieses Stück Deich einst mit dem Trümmerschutt gebaut wurde, der nach dem Bombenangriff im Krieg aus Rotterdam abtransportiert wurde. Da wird man ganz still.
Das Erste, was wir von Lemmer sehen, am Ende der Bucht, ist der Strand – ein verlockender Anblick an diesem schönen Tag. Wir legen an einem Steg neben einer alten Schleuse an. Ein reges Treiben herrscht dort, und auch hinter der Schleuse, im alten Hafenbecken von Lemmer, ist viel los.
Am späten Nachmittag schlendern wir durch das historische Zentrum. In Lemmer kann man auch wunderbar bummeln und in einem der vielen Straßencafés eine Pause einlegen. Es ist ein richtiges Städtchen mit vielen kleinen Läden, Gassen und gemütlichen Restaurants.
Wenn der Abend hereinbricht, essen wir an Bord, und nach einem ruhigen, geselligen Abend mit einem Bier und einem Brettspiel gehen wir zufrieden in unsere Kajüte, um auf dem sanft schaukelnden Schiff herrlich zu schlafen.
Dienstag Schleusentag
Am nächsten Morgen frühstücken wir alle draußen an Deck, und während des Frühstücks fahren wir durch die sogenannte „Bajonett-Schleuse“ von Lemmer (deren Tore nicht gegenüberliegen) hinein nach Friesland. Wie schön ist das – ein Frühstück mit ständig wechselnder Aussicht!
Wir fahren mit Motor mitten durch Lemmer, vorbei an den hübschen Häuschen, die direkt am Wasser stehen. Überall liegen kleine Boote. (Großen Respekt für den Skipper, der uns und das Schiff sicher durch dieses enge Fahrwasser gesteuert hat!)
Unter Segeln durch das friesische Land
Als wir einen See erreichen – den Ort, von dem aus wir die Segel wieder hissen können – sind Frühstück und Kaffee längst vorbei. Zeit, die Segel zu setzen. Wir segeln gemächlich durch Friesland, vorbei an Schilfgürteln, Weiden mit Kühen und Bauernhöfen am Wasser. Lautlos gleiten wir über einen Kanal, der sich durchs Land zieht. Ob das wohl früher bei der segelnden Frachtfahrt auch so war?
Wir segeln an einer kleinen Stadt, einer Insel und einem Campingplatz vorbei, passieren eine Brücke und fahren sogar über ein Aquädukt. Wir trimmen die Segel und winken den vielen anderen Booten auf dem Wasser zu. Dann, plötzlich, am späten Nachmittag, ruft der Skipper: „Wir sind da!“ Dort liegt Stavoren – hier werden wir die Nacht verbringen.
Abend in Stavoren
Dieser Hafenort ist ein Platz, an dem die Zeit langsam vergeht – die Menschen, die hier leben, gehen ohne Eile durch die Straßen. Es gibt ein paar kleine Läden, einen Supermarkt und die kleine Statue des „Vrouwtje van Stavoren“ – der bekannten Legende von der reichen Kaufmannsfrau, die immer mehr wollte und am Ende als Bettlerin endete.
Stavoren ist ein kleines, aber sehr gemütliches Städtchen, überall sieht man Häfen und Boote. Kleine Grachten und Brücken durchziehen den Ort. An der Hafenpromenade stehen alte Häuser aus vergangenen Zeiten, aber auch neue, fröhlich bunte Häuser – fast wie in Dänemark.
Im Hafen liegen viele weitere Schiffe – ähnlich wie das, auf dem wir unterwegs sind – ebenfalls mit Gruppen von Menschen an Bord. Am Abend sitzen wir an Deck in der untergehenden Sonne, genießen den wunderschönen Ausblick und plaudern gemütlich mit unseren Nachbarn. Auch sie machen eine Segelrunde und fahren morgen hinaus ins Wattenmeer. Wir dagegen nicht – wir werden morgen die große Überfahrt über das IJsselmeer wagen, zurück zur nordholländischen Küste.


Mittwoch Schaukeltag
Der Wind zieht an
Am Mittwoch ist das Wetter plötzlich ganz anders. Der Wind hat „angezogen“ – es bläst kräftig. Der Skipper und sein Matrose gehen unbesorgt über Deck, bereiten die Fahrt vor und setzen das erste Reff. Wir ziehen einen Pullover mehr an, und nach dem Frühstück verlassen wir den Hafen.
Durch den stärkeren Wind gibt es nun auch einige Wellen. Das Schiff stößt in eine davon hinein, und vor dem Bug spritzt ein Fächer aus Wasser auf – wunderschön!
Von Stavoren aus liegt Medemblik in westlicher Richtung. Und mit dem heutigen Westwind, Stärke fünf, müssen wir kreuzen – also im Zickzack gegen den Wind segeln. Das Schiff und die Besatzung genießen es sichtlich: den Wind, die Herausforderung und die Geschwindigkeit des Schiffs. Auch wir als Gruppe haben großen Spaß daran, nach ein paar ruhigeren Tagen nun richtig mit anpacken zu können. Gemeinsam steuern wir das Schiff durch Wind und Wellen – so lange, bis wir schließlich vor dem Hafen von Medemblik liegen. Dort ist keine einzige Welle zu sehen: wir befinden uns an der „Hohen Küste“, von der der Wind kommt – dort bleibt das Wasser ruhig.
Ankunft im historischen Medemblik
Wir fahren zwischen zwei Molen hindurch in den Hafen von Medemblik und direkt an einem wunderschönen Schloss vorbei – dem Schloss des Königs Radboud. Am Ende des Hafens machen wir fest; dort ist es wie in einem kleinen Park. Wir liegen unter Weidenbäumen, mitten in der Stadt.
Medemblik ist größer als Stavoren, aber kleiner als Lemmer – und doch die älteste Stadt Westfrieslands. Das ist der Teil der Provinz Nordholland, in dem wir uns jetzt befinden – ein etwas verwirrender Name, wenn man gerade aus Friesland kommt. Darüber wollen wir mehr erfahren, und das Büro der Rederij Van Linschoten hat für uns eine Stadtführerin organisiert, die uns am nächsten Morgen durch Medemblik führen wird. (Dafür unseren herzlichen Dank und unsere Anerkennung!)
Donnerstag ist Wursttag
Am nächsten Morgen brechen wir auf, und die Stadtführerin erzählt unermüdlich von der reichen Geschichte der alten Stadt. Wir schlendern kreuz und quer durch das kleine Städtchen und lauschen ihren Geschichten über die verschiedenen Giebelhäuser, die Bonifatius-Kirche, die Statue der Männer am Hafen und das Schloss des Königs Radboud.
Am frühen Nachmittag hissen wir gemeinsam wieder die Segel und segeln in südwestlicher Richtung nach Enkhuizen – vorbei am Leuchtturm „De Ven“, unserem Ziel entgegen. Eine fröhliche und üppige Grillparty auf dem Mitteldeck rundet den Tag perfekt ab.
Freitag Museumtag
Am letzten Tag dieser Woche bleiben wir in Enkhuizen. Wir fahren vom Außensteg bei der Rommelhoek in den Museumshafen und bekommen dort einen Premiumliegeplatz – perfekt für einen Besuch des Zuiderzeemuseums.
Enkhuizen selbst erinnert ein wenig an eine kleine Version von Amsterdam: niedliche kleine Häuschen am Wasser wechseln sich ab mit prächtigen Gebäuden, ähnlich den Grachtenhäusern in der Hauptstadt. Enge Gassen mit besonderen Namen wie „De Drie Groene Eikels“ („Die drei grünen Eicheln“) und „Tussen Hel en Vagevuur“ („Zwischen Hölle und Fegefeuer“) verweisen auf eine lange und bewegte Geschichte.
Alles in allem
Alles in allem haben wir eine wunderschöne Reise über das IJsselmeer gemacht:
- Alles in allem haben wir eine wunderschöne Reise über das IJsselmeer gemacht:
- In den Städtchen haben wir die reiche Geschichte kennengelernt, sind spazieren gegangen, haben gebummelt und auf einer Terrasse etwas getrunken.
- Ein Urlaub, den man so schnell nicht vergisst. Und ganz unkompliziert: eine einzige Buchung – und alles ist für uns organisiert – Bett, Essen, Programm und Geselligkeit. Ganz unkompliziert!
Was möchtest du erleben? Die Rederij Van Linschoten organisiert gerne deinen Segelurlaub mit Skipper – entlang der wunderschönen Städte am IJsselmeer, dem Markermeer oder im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer!